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„Forum:Logistik“ im Kernkraftwerk Brokdorf

11.03.2024, Brokdorf – Spannende Einblicke in die logistischen Herausforderungen für den Rückbau des Kernkraftwerks Brokdorf (KBR) erhielten die Teilnehmer bei der Vortragsreihe „Forum:Logistik“ der Entwicklungsgesellschaft Westholstein mbH (egw) in Kooperation mit der Logistik-Initiative Schleswig-Holstein e.V.. Mit rund 40 Gästen, darunter neben Kreispräsident Peter Labendowicz zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, war der Raum im Multifunktionsgebäude am KBR-Standort im Kreis Steinburg gut besetzt. „Das ist mehr als wir erhofft haben“, freute sich Roy Kühnast, Projektleiter Logistik und Verkehrsinfrastruktur bei der egw am Standort Itzehoe, trotz einiger kurzfristiger Absagen über den großen Zuspruch.

In seiner Begrüßung ging Roy Kühnast, zugleich Vorstand der Logistik-Initiative, auf Logistik- und Verkehrsinfrastruktur-Themen ein, die die egw aktuell bewegen. Dazu gehören neben der „Elbquerung auf und unter dem Wasser“ unter anderem die Bahnplanungen des Batteriezellen-Herstellers Northvolt in Heide, der dreistreifige Ausbau der B5 oder die Schienenanbindung Itzehoe-Brunsbüttel. Um diese auch für den Personennahverkehr nutzbar zu machen, stehe man in Gesprächen mit NAH.SH und DB Netz. Er dämpfte zwar die Hoffnung auf eine schnelle Umsetzung. Aber: „Wir arbeiten intensiv an diesem Thema.“

Mit einem kurzen Rückblick in die Geschichte des Kernkraftwerks Brokdorf, das nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl als „weltweit erstes Kernkraftwerk ans Netz gegangen ist“, leitete KBR-Betriebsreferent Hauke Rathjen in den Vortrag seines Kollegen Detlef Fuchs über. Von Oktober 1986 bis zur Außerbetriebssetzung am 31. Dezember 2021 um Punkt 23.59.42 Uhr hat das Kernkraftwerk insgesamt 383.306 Gigawattstunden (GWh) Strom erzeugt. Rein rechnerisch ließe sich Schleswig-Holstein mit dieser Menge 25 Jahre lang mit Strom versorgen – „CO2-frei und nachfragegerecht“, so der Betriebsreferent. Das veranlasste ihn mit Blick auf die zum Teil noch nicht abgebrannten Brennelemente zu einer klaren Aussage: „Wir hätten noch Brennstoff für ein Jahr im Becken gehabt. Da bringt man jetzt eine ganze Menge Energie unter die Erde.“ Während des Leistungsbetriebs rangierte das KBR mit seiner jährlichen Stromerzeugung insgesamt 21 Mal unter den internationalen Top Ten der besten Kernkraftwerke und war zwei Mal Produktionsweltmeister. „Die 35 Jahre Stromproduktion in Brokdorf waren eine echte Erfolgsgeschichte“, sagte Hauke Rathjen. „Den Rückbau werden wir genauso sicher durchführen wie den Leistungsbetrieb.“

Rechtlich gesehen befindet sich das KBR derzeit im Nachbetrieb. „Bis zur endgültigen Rückbaugenehmigung, auf die wir seit sieben Jahren warten, können wir nur vorbereitende Arbeiten vornehmen. Wir dürfen keine Fakten schaffen, alles muss reversibel sein“, betonte der Betriebsreferent. „Das ist die Herausforderung, mit der wir es zu tun haben.“ Formulare und Dokumentationen füllen mittlerweile unzählige Aktenordner. „Wir sind eine Papierfabrik mit angeschlossener Rückbau-Option.“

Zeitgleich mit dem Bau einer Transportbereitstellungshalle, die 2026 in Betrieb gehen soll, und der Errichtung einer Energieerzeugungszentrale mit zwei Blockheizkraftwerken (BHKW) zur eigenen Stromversorgung, bereitet das KBR die Brennelemente-Freiheit bis Ende Dezember 2025 vor – und damit den ersten Meilenstein vor dem Rückbau. „Diese Arbeiten sind unabhängig von der Genehmigung“, erklärte Detlef Fuchs. Stand heute befinden sich 448 Brennelemente und 233 Sonderbrennstäbe, die in speziellen Castoren – Kostenpunkt pro Stück rund eine Million Euro – verpackt, ins Standort-Zwischenlager Brokdorf verbracht werden.

Der Abbruch des KBR samt dem rund 400 Tonnen schweren Reaktordruckbehälter selbst wird Jahre dauern. Geht es nach den Betreibern PreussenElektra und Vattenfall sollen diese Arbeiten im Dezember 2039 abgeschlossen sein. „Das heißt aber nicht, dass wir hier dann komplett grüne Wiese haben“, sagte Detlef Fuchs. „Einige Gebäude werden noch stehen.“ Immerhin müssen mehr als 655.000 Tonnen Material abgetragen werden, darunter rund 19.500 Tonnen im nuklearen Rückbau. Dafür stehen nur drei Transportwege zur Verfügung. „Wenn man sich vorstellt, welche Mengen wir durchschleusen müssen, ist das eine logistische Herausforderung“, so der Ingenieur mit Blick auf enge Flure im inneren Reaktorbereich. „Es gibt viele Nadelöhre.“ Der Transport solle daher in kleinen Mengen mit maximal 500 Kilogramm erfolgen. Zur Optimierung der Reststoffströme arbeitet das KBR mit der Fachhochschule Westküste (FHW) in Heide zusammen. So wird im Zuge einer Masterarbeit eine Simulation erstellt, die die Massenströme im Kontrollbereich betrachtet.

Der Rückbau des Kernkraftwerks ist damit kein klassisches Abbruch- und Entsorgungsthema. Jedem Verdachtsfall auf Kontamination von Flächen oder eingebauten Systemen muss durch Freimessungen nachgegangen werden. Nur etwa 0,7 Prozent des Materials werden den Experten zufolge als radioaktiver Abfall am Standort in der Transportbereitstellungshalle eingelagert, bis das Endlager „Schacht Konrad“ in Betrieb geht.

Nach dem Vortrag regte egw-Projektleiter Roy Kühnast die Gründung eines Arbeitskreises an, um die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen zu fördern, die Transportsysteme herstellen oder logistische Speziallösungen einsetzen. Detlef Fuchs freute sich über den Anstoß: „Der Transport von kleinen Mengen auf verwinkelten, schmalen Wegen – das könnte uns in der Logistik wirklich helfen.“

Copyright: Jens Neumann

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