Nach einer kurzen Begrüßung durch den Brunsbütteler Bürgermeister, führte Landrat Mohrdieck, der sich für die Organisation verantwortlich zeichnete, in das Thema ein. Teilnehmer*innen waren Dr. Norbert Salomon, Leiter der Abteilung Wasserstraßen und Schifffahrt (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur), Michael Pirschel, Abteilungsleiter Verkehr und Straßenbau (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein), Stefan Bark, Referat 34 – Häfen, Schifffahrt, Schiffbau (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung des Landes Niedersachsen), Landrat Thorsten Krüger (Landkreis Cuxhaven) sowie die Geschäftsführerin Martina Hummel-Manzau und Roy Kühnast von der egw:wirtschafsförderung (Entwicklungsgesellschaft Westholstein) und der stellvertretende Agenturleiter Jürgen von Ahnen, Agentur für Wirtschaftsförderung Landkreis & Stadt Cuxhaven.
Landrat Mohrdieck begrüßte die Gäste: „Ich freue mich, dass alle Beteiligten der Einladung gefolgt sind. Seit gut zehn Jahren begleitet uns das Thema einer stabilen Fährlinie zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven. Seitdem das Energieversorgungsvirus den ganzen Landkreis erfasst hat, sind die Herausforderungen an die Infrastruktur in der Region gewachsen. Damit bekommt die Fährverbindung eine überregionale Bedeutung.“
Bürgermeister Schmedtje betonte: „Wir kämpfen für eine bessere Infrastruktur. Das ist wirklich erforderlich um das, was auf uns zukommen wird, bewältigen zu können.“
Der Cuxhavener Landrat Krüger hob hervor: „Für eine langfristige Lösung einer stabilen Fährverbindung müssen wir kreativ denken und Mut auf Zukunft machen.“
Hintergrund
Seit 2015 wurden mehrere Versuche unternommen, die Fährlinie Brunsbüttel – Cuxhaven dauerhaft zu etablieren. Zuletzt bestand ein Fährbetrieb mit der Fähre „Greenferry I“ von März bis Dezember 2021. Trotz eines hohen Passagieraufkommens vor allem in den Sommermonaten 2021 musste das Unternehmen aufgrund steigender Treibstoffpreise und der Corona-Pandemie Insolvenz anmelden.
Dabei ist eine Fährlinie zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven infrastrukturell wichtig: Für den Austausch von Waren und Gütern sind gute Verkehrsverbindungen unverzichtbare Voraussetzungen. An der Unterelbe zwischen Hamburg und dem Gründungstrichter ist diese Voraussetzung seit vielen Jahrzehnten nicht gegeben. Die einzige Fähre zwischen Glückstadt und Wischhafen und auch die Verkehrssituation in der Freien und Hansestadt Hamburg, insbesondere im Zuge der BAB 7 mit dem Elbtunnel sind stark belastet. In einem Auftaktgespräch hierzu haben Vertreter*innen der Regionen Cuxhaven und Dithmarschen am 27. Oktober 2022 die Situation mit Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing in Berlin erörtert. Zur Vertiefung dieser Gespräche und zur Suche nach Lösungen wurde der Runde Tisch initiiert.
Stärkung der Infrastruktur, Wirtschaft und der Energieküste
Ziele einer Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven sind u. a. die Förderung der nachhaltigen Mobilität, Angebotsvielfalt der Querung auch für zum Beispiel den landwirtschaftlichen Verkehr, Radfahrer*innen, Fußgänger*innen und Pendler*innen, die Überbrückung von derzeitigen Engpässen und die Verbindung des Wirtschaftsraumes über die Elbe zur verkehrlichen Optimierung der westlichen Metropolregion Hamburg, insbesondere für die Wirtschaft und Pendler*innen im Landkreis Cuxhaven und im Kreis Dithmarschen. Mit der geplanten Ansiedlung des schwedischen Batteriezellen-Herstellers Northvolt in der Region Heide erhält die Westküste europaweite Aufmerksamkeit.
Hinzu kommt, dass die Landkreise Cuxhaven und Dithmarschen bereits eine wichtige Rolle in der Energieversorgung mit deutschlandweiter Bedeutung einnehmen wie mit dem LNG-Terminal und dem geplanten Ammoniak-Terminal in Brunsbüttel und dem Deutschen Offshore-Industrie-Zentrum in Cuxhaven. Der Wirtschaftraum Brunsbüttel und Cuxhaven umfasst circa 25.000 Unternehmen und insgesamt rund 700.000 Einwohner*innen.
Dazu ergänzte egw-Geschäftsführerin Hummel-Manzau: „Brunsbüttel entwickelt sich zu einem Hotspot der Energiemärkte. Die Neuansiedlungen in der Region sind gestiegen. Die überregionale Bedeutung der gesamten Energieküste im Westen Schleswig-Holsteins wächst.“
Die Arbeit und die Gespräche gehen weiter
Aus dem Treffen nehmen die Teilnehmer*innen neue Aufgaben mit. Das Land Schleswig-Holstein prüft, ob die Punkte „Betriebsbeihilfen“ und „Daseinsvorsorge“ verkehrspolitisch sachgerecht und rechtlich (u.a. auch wettbewerbsrechtlich) umsetzbar sind.
Michael Pirschel, Abteilungsleiter Verkehr und Straßenbau des schleswig-holsteinischen Verkehrsministeriums, sagte: „Wir begrüßen die wirtschaftlichen Entwicklungen des Wirtschaftsraums mit den Zentren Brunsbüttel und Cuxhaven. Seite an Seite sind wir mit der Region dabei, die Ansiedlung Northvolts erfolgreich zu realisieren. Diese Entwicklungen erfordern auch eine angepasste Infrastruktur. Allerdings ist das Thema einer Anschubförderung für die Elbfähre unter mehreren Gesichtspunkten komplex und herausfordernd. Daher werden wir sorgsam prüfen, welche Möglichkeiten zur Förderung bestehen.“
Die Kreise Cuxhaven und Dithmarschen sowie die Städte Brunsbüttel und Cuxhaven bringen ein gemeinsames Interessenbekundungsverfahren auf den Weg, um zum Beispiel wirtschaftliche, klimaschutzrelevante Aspekte einer Fährverbindung im Detail zu klären.
Außerdem befindet sich ein von der Politik beauftragtes Gutachten zur Wiederaufnahme der Fährlinie in der Planung. Es soll u. a. die Verwendung von CO2-einsparenden Treibstoff- und Antriebssystemen analysieren. Die Kosten teilen sich die Städte und Kreise. Dazu hat Ende Januar 2023 die egw die Zusage für den Förderbescheid von der AktivRegion Dithmarschen erhalten.
Fazit
Landrat Mohrdieck ist zufrieden mit der Auftaktveranstaltung: „Das erste Treffen war gute Teamarbeit und hat die verschiedenen Positionen zusammengebracht. Das bringt uns weiter in den Planungen für eine neue Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven. Alle Gesprächspartner*innen haben signalisiert, dass sie an einer gemeinsamen Lösung arbeiten und die Infrastruktur an der Unterelbe nachhaltig verbessern wollen. Das hat uns in unserer Entschlossenheit noch einmal bestärkt. Die Arbeit geht weiter.“
Bürgermeister Schmedtje zieht folgendes Fazit: „Wir konnten noch einmal in großer Runde die Bedeutung der Fährlinie für die Wirtschaft, den Tourismus, die Umwelt und die Daseinsvorsorge herausstellen. Es gab viele konstruktive Vorschläge für den weiteren Weg. Wir lassen nicht locker. Schließlich profitieren von einer Fährverbindung nicht nur Brunsbüttel und Cuxhaven, sondern die gesamte Metropolregion.“
Für den Cuxhavener Landrat Krüger hat sich der Runde Tisch als Feedback- und Arbeitsrunde bewährt: „Unser Ziel ist es, eine gemeinsame Lösung zu finden. In diesem Findungsprozess sind neben den Regionen, die bereits seit Jahren eng zusammenarbeiten, jetzt auch stärker die Länder und der Bund eingebunden. Die Klärung der Rahmenbedingungen für eine Revitalisierung der Fährlinie zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel auf dieser überregionalen Ebene schafft uns mehr Sicherheit und Zeiteinsparung für die weitere Planung.“
Foto 1:
Der Runde Tisch zur Revitalisierung der Elbfähre zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel tagte zum ersten Mal in Brunsbüttel im Elbeforum (v. l.): Dithmarscher Landrat Stefan Mohrdieck, Dr. Norbert Salomon, Leiter der Abteilung Wasserstraßen und Schifffahrt (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur), egw-Geschäftsführerin Martina Hummel-Manzau, Brunsbütteler Bürgermeister Martin Schmedtje, Roy Kühnast von der egw, Stefan Bark, Referat 34 – Häfen, Schifffahrt, Schiffbau (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung des Landes Niedersachsen), Michael Pirschel, Abteilungsleiter Verkehr und Straßenbau (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein), Jürgen von Ahnen, stellvertretender Leiter der Agentur für Wirtschaftsförderung Landkreis & Stadt Cuxhaven und Cuxhavener Landrat Thorsten Krüger.
Foto 2:
Der Runde Tisch zur Revitalisierung der Elbfähre zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel brachte Vertreter*innen der Kommunen, der Länder, des Bundes und der Wirtschaftsförderung zusammen (v. l.): Stefan Bark, Roy Kühnast, Dr. Norbert Salomon, Martin Schmedtje, Stefan Mohrdieck, Martina Hummel-Manzau, Jürgen von Ahnen, Michael Pirschel und Thorsten Krüger.
Fotos: Kreis Dithmarschen