An zwei Punkten kommt jedoch kein Betrieb vorbei. Durch den demografischen Wandel wird erstens die Zahl der in Dithmarschen und Steinburg verfügbaren Erwerbspersonen (d.h. die Summe der Erwerbstätigen und Erwerbslosen im Alter von 15 bis 65 Jahren) bis Mitte der 2030er Jahre um ca. 15 % sinken. Zweitens gibt es eine gesellschaftliche Tendenz zur Arbeitszeitverkürzung. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und reichen von einer individuell gewünschten Work-Life-Balance bis hin zu unfreiwilliger Teilzeitarbeit aufgrund familiärer Aufgaben und nichtvorhandener Betreuungsinfrastruktur für Kleinkinder und Pflegebedürftige.
Im Ergebnis führen der anstehende Renteneintritt der Babyboomer und die Verringerung der individuellen Arbeitszeit zu einer Reduktion des den Unternehmen zur Verfügung stehenden Arbeitszeitvolumens und damit zu einer Verknappung (und dadurch Verteuerung) des Produktionsfaktors Arbeit. Dies gilt solange die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch ist und insbesondere dann, wenn der Bedarf durch Wirtschaftswachstum und Neuansiedelungen steigt. Positiv ausgedrückt laufen wir auf Jahre der Vollbeschäftigung zu. Die Suche nach Fach- und Arbeitskräften wird dadurch nicht einfacher, sie bleibt eine Daueraufgabe.
Die egw berät Unternehmen zu allen Fragen der betrieblichen Fachkräftesicherung kostenfrei in Dithmarschen und Steinburg. Nutzen Sie dieses Angebot und setzen Sie sich mit André Mewes unter 04852-838423 oder mewes(at)eg-westholstein.de in Verbindung.
In 2024 werden wir uns verstärkt mit der Frage beschäftigen, wie die absehbaren Fachkräftelücken in Dithmarschen und Steinburg insgesamt verringert werden können. Auf der einzelbetrieblichen Ebene sind die derzeit praktizierten Maßnahmen der Fachkräftesicherung (Mitarbeiterbindung, Employer Branding etc.) nachvollziehbar und sinnvoll, auf der volkswirtschaftlichen Ebene führen sie jedoch zu einem Nullsummenspiel. Bei Vollbeschäftigung müssen neue Arbeitskräfte immer von anderen Unternehmen abgeworben werden. Zielführender ist es, das Arbeitsvolumen entsprechend der Nachfrage zu erhöhen bzw. den oben genannten zwei Trends entgegenzuwirken. Dafür gibt es verschiedene Stellgrößen:
Das Fundament für eine langfristig nachhaltige Fachkräftesicherung ist und bleibt die Ausbildung junger Menschen. Da aber in den kommenden Jahren mehr Fachkräfte den Arbeitsmarkt verlassen als Jüngere nachkommen, wird es zusätzlich notwendig sein, Fach- und Arbeitskräfte aus anderen Regionen bzw. aus dem Ausland davon zu überzeugen, ihren Arbeits- und Lebensort in den ‚echten Norden‘ und möglichst an die Westküste zu verlegen. Bis Mitte der 2030er Jahre wird der demografische Ersatzbedarf an Fach- und Arbeitskräften in Dithmarschen und Steinburg voraussichtlich bei ca. 15.000 Menschen liegen. Hinzukommt der Zusatzbedarf von schätzungsweise 10.000 Fachkräften durch Neuansiedelungen und Erweiterungsinvestitionen in der Region. Wir brauchen also Zuwanderung und eine bessere Integration der bei uns lebenden geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt.
Ein pragmatischer Teilbeitrag zur Verringerung der Fachkräftelücke ist das Potenzial der Älteren im Arbeitsmarkt. Würde kontinuierlich ein Teil der geburtenstarken Jahrgänge (1958 – 1969) freiwillig über den ansonsten individuell gewünschten vorzeitigen Renteneintritt hinaus in Arbeit bleiben, wäre dies ein kurzfristig umsetzbarer Beitrag. Schließlich verfügen diese Fachkräfte über jahrzehntelange Erfahrung und Expertise und sie müssen nicht in die Arbeitswelt bzw. in die Gesellschaft integriert werden. Allerdings sollten dafür Voraussetzungen geschaffen werden: Dazu zählen entsprechende Rahmenbedingungen in den Betrieben und finanzielle Anreize. Letztere vor allem durch steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Vorteile für diejenigen, die sich freiwillig für einen längeren Verbleib in der Arbeitswelt entscheiden.