Brunsbüttel – Die im Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerk Westküste (EEKN Westküste) zusammengeschlossenen Unternehmen aus den Kreisen Dithmarschen, Pinneberg, Nordfriesland und Steinburg haben ehrgeizige Ziele formuliert. Rund 320 Gigawattstunden Energie könnten sie jährlich einsparen, wenn die bisher identifizierten und konkret geplanten Projekte umgesetzt werden. Diese beeindruckende Zahl nannte der Energieexperte Andreas Littmann, der die Jahresabschlusstagung der EEKN Westküste im Energiebunker Wilhelmsburg fachlich begleitet hat. Das Energieeinsparpotenzial ist damit um ein Zehnfaches höher als der durchschnittlich gemeldete Jahreswert aller fast 400 Netzwerke in Deutschland. Die Treibhausgas-Emissionen könnten die Betriebe aus den vier Kreisen im gleichen Zug um mehr als 62.000 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr reduzieren.
An dem Netzwerk mit insgesamt dreijähriger Laufzeit nehmen 14 Unternehmen aus der Chemie-, Energie- und Mineralölwirtschaft sowie den Branchen Recycling und Logistik teil, die einen Betriebsstandort in einem der vier Kreise haben. „Das gemeinsam definierte, ambitionierte Einsparziel ist durchaus realistisch. Viele Maßnahmen befinden sich auch bereits in der Umsetzung“, so Wirtschaftsförderer Dr. Jesko Dahlmann von der Entwicklungsgesellschaft Westholstein (egw), der das Netzwerk für die Industrie an der Westküste initiiert und organisiert hat.
Zu den bereits realisierten Effizienzmaßnahmen gehört unter anderem die von Covestro in Brunsbüttel neu gebaute Dampfleitung, durch die in der Anilin-Anlage entstehender 20-bar-Dampf direkt in der MDI-Anlage eingesetzt werden kann und damit nicht mehr energieintensiv im Kraftwerk erzeugt werden muss. So konnte der Werkstoff-Hersteller seinen Energieverbrauch am Standort um rund drei Prozent reduzieren, was einer Primärenergieeinsparung von etwa 40 Gigawattstunden entspricht – so viel wie etwa 2.000 Haushalte durchschnittlich im Jahr verbrauchen. Damit verbunden ist auch eine erhebliche Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen. Für die erfolgreiche Umsetzung des nachhaltigen Projekts ist das Unternehmen in diesem Jahr vom Landesverband der Chemischen Industrie (VCI) Nord mit dem „Responsible Care“-Preis ausgezeichnet worden.
Auch Wintershall-Dea zeigt, wie sich Energieeffizienz und Klimaschutz gut miteinander verbinden lassen. Dazu wird die Versorgerflotte für die vor der Dithmarscher Küste gelegene Bohr- und Förderinsel „Mittelplate“ Schritt für Schritt mit Wasserstoff-Hybrid-Antrieb ausgestattet. Der Einsatz modernster Technik dient nicht nur der Reduzierung von Kohlenstoffdioxid-, Stickoxid- und Schwefeloxidemissionen, sondern trägt auch durch die leiseren Motoren zum Schutz des Weltnaturerbes Wattenmeer bei. Mitte November wurden der Elektrolyseur zur Erzeugung des grünen Wasserstoffes sowie der erste Antrieb auf dem Schiff „Coastal Liberty“ in Betrieb genommen. Die vier Versorgungsschiffe der „Mittelplate“-Flotte legen zusammen pro Jahr etwa 12.500 Seemeilen zur Versorgung der Bohr- und Förderinsel zurück. Dabei verbrauchten sie bislang rund 275.000 Liter Diesel.
Martina Hummel-Manzau, Geschäftsführerin der Entwicklungsgesellschaft Westholstein, welche der offizielle Projektträger des Netzwerks ist, sieht die zur Halbzeit des Netzwerks erreichten Ergebnisse und Zieldefinitionen als wichtiges Signal für die Region: „Durch die Netzwerkarbeit wird die Zukunftsfähigkeit der beteiligten Unternehmen begünstigt. Außerdem profitieren Ökonomie und Ökologie bei Energieeffizienzmaßnahmen gleichermaßen.“
Den Ort des Jahresabschlusstreffens hatten die Initiatoren bewusst gewählt, da der Energiebunker in Hamburg-Wilhelmsburg als „Leuchtturmprojekt der Energiewende“ gilt: Das ehemalige Kriegsbauwerk ist ein herausragendes Beispiel für den innovativen Umgang mit regenerativen Energien und zudem Vorreiter für andere regionale Kraftwerke. Dies erläuterte Fabian Kneule von Hamburg Energie den rund 25 Anwesenden näher bei einer eindrucksvollen Führung durch das Bauwerk. Das Ökostrom-Kraftwerk mit Solarthermie auf dem Dach des Bunkers und einer Photovoltaik-Anlage an der Südseite der Fassade verfügt außerdem über einen Großpufferspeicher im Innern mit einem Fassungsvermögen von rund zwei Millionen Litern Wasser. Mit Abwärme aus einem benachbarten Industriegebiet und Kraft-Wärme-Kopplung werden zahlreiche Haushalte im Süden Hamburgs versorgt.
Das Netzwerk der schleswig-holsteinischen Westküste ist eines von bundesweit rund 400, die unter dem Dach der von der Deutschen Energie-Agentur (dena) geleiteten „Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke“ gegründet wurden. Die fachliche Begleitung wird mit Mitteln des Regionalbudgets Westküste und durch die Projektpartner finanziert, zu denen neben der Entwicklungsgesellschaft Westholstein auch die Wirtschaftsförderungen der Kreise Pinneberg und Nordfriesland gehören. Das Regionalbudget Westküste wird wiederum gefördert aus dem schleswig-holsteinischen Landesprogramm Wirtschaft mit Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“.
© egw / Jens Neumann
Nähere Informationen und kostenlos nutzbare Logos und Grafiken zur bundesweiten Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke finden Sie unter: https://www.effizienznetzwerke.org/
Ansprechpartner für die Medien:
Entwicklungsgesellschaft Westholstein mbH
Dr. Jesko Dahlmann
Wirtschaftsförderer
Tel.: +49 (0)4852/8384-12
Mail: dahlmann(at)eg-westholstein.de