28.06.2023, Itzehoe – Zum Thema „Unternehmensnachfolge gestalten – Lebenswerk erhalten“ hatte die egw:wirtschaftsförderung zu einem Forum: Wirtschaft nach Itzehoe ins Hotel Mercator eingeladen. Christian Holst, Wirtschaftsförderer der egw in Steinburg, verwies bei der Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste darauf, dass man diese Veranstaltung als Auftakt verstehe und sich in den kommenden Monaten erneut mit Aspekten der Unternehmensnachfolge beschäftigen wolle.
Die Unternehmensnachfolge ist ein hoch aktuelles Thema für viele Unternehmen in der Region, insbesondere für Familienunternehmen und kleinere Betriebe. Es geht darum, sicherzustellen, dass die Kontinuität und der Erfolg des Unternehmens auch nach einem Generationenwechsel und dem Ausscheiden der derzeitigen Inhaberinnen und Inhaber gewährleistet sind. Dabei gibt es zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen, wie die drei geladenen Experten - Hartmut Winkelmann (HWB Unternehmerberatung, Kiel), Sonja Hinrichs (Coaching & Image, Itzehoe) und Stephan Aldag (Wohlert, Aldag & Partner, Itzheoe) – in ihren Redebeiträgen darstellten.
Diplom-Volkswirt Hartmut Winkelmann umriss in seinem Beitrag die aktuelle Situation. Schleswig-Holstein habe die älteste Unternehmensstruktur in Deutschland und müsse sich in den kommenden Jahren auf ein kontinuierliches Ansteigen der Unternehmensübergaben einstellen. Gleichzeitig fehlten aber in vielen Familienbetrieben die Nachfolgerinnen oder Nachfolger. Der Anteil der Übergaben innerhalb der Familie sei inzwischen auf unter 40 Prozent gefallen. Winkelmann riet daher dringend, die Nachfolge als mehrjährigen Prozess aktiv zu planen und sich durch externe Expertise unter die Arme greifen zu lassen.
Sonja Hinrichs, Expertin für Führungskräfteentwicklung und Unternehmensberatung, stellte in ihren Ausführungen vor allem auf die große Bedeutung einer guten Kommunikation ab, die im Zuge einer Firmenübergabe unerlässlich sei. Dies sei besonders bei Übergaben innerhalb der Familie eine der zentralen Herausforderungen. Als Beispiel zeigte Hinrichs die geradezu klassische, aber vermeidbare Konfliktlinie auf zwischen der älteren Generation, die noch nicht loslassen könne, und der jüngeren Generation, die noch nicht so weit sei. Hier sei es unerlässlich, sich auf Augenhöhe zu begegnen und falsche Erwartungen zu vermeiden.
Abschließend nahm Diplom-Kaufmann und Steuerberater Stephan Aldag eine Einordnung verschiedener Formen der Unternehmensnachfolge und ihrer steuerrechtlichen Folgen vor. Neben dem Verkauf eines Unternehmens stünden auch der Weg des Verschenkens und verschiedene Zwischenlösungen zur Verfügung, zum Beispiel das sog. „Management-Buy-out“, bei dem die Geschäftsführung die Firma von den Inhaberinnen oder Inhabern übernehmen. Aldag schloss sich der Empfehlung seiner Vorredner an, dass die Übergabe rechtzeitig geplant werden solle, denn nur so ließen sich notwendige Vorbereitungen umsetzen, die dann zu einem guten Ergebnis beitragen.
Der durch die drei Experten gegebene, erste Überblick zum Thema hat bei den Gästen der Veranstaltung großen Anklang gefunden, zugleich aber neue Fragen aufgeworfen, wie sich bei der nachfolgenden Diskussion zeigte. Die Möglichkeit zu weiteren Gesprächen bei Kaffee und Kuchen wurde intensiv genutzt und führten zu einem regen Austausch der Unternehmerinnen und Unternehmer untereinander und mit den drei Experten Sonja Hinrich, Hartmut Winkelmann und Stephan Aldag.