Eine Fährlinie zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel ist für die Unterelberegion wichtig für den Austausch von Waren, die maritime Wirtschaft, die Logistik, den Pendelverkehr und den Tourismus. Aber bisher fehlt eine verlässliche Verkehrsanbindung, die kürzere und verlässlichere Wege zwischen den Landkreisen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein ermöglicht. Und die bisherigen Versuche, diese Fährlinie dauerhaft zu etablieren, sind aus wirtschaftlichen Gründen gescheitert. Der Bericht „Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einer Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven“ soll Interessenten für den Betrieb einer Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven deshalb als Hilfestellung dienen.
Bereits vor etwa hundert Jahren wurde großes Potenzial in der Vernetzung beider Elbseiten gesehen. So gab es zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven in verschiedenen Konstellationen und mit teilweise längeren Unterbrechungen eine Fährverbindung. Insbesondere seit 2015 wurden zuletzt mehrere Versuche unternommen, diese Verbindung wieder dauerhaft zu etablieren. Ende 2021 musste jedoch - auch infolge der Auswirkungen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Schutzmaßnahmen - der Betrieb eingestellt werden.
Die nun vorliegende Studie „Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einer Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven“ setzt an dieser Stelle mit einer Analyse der Ausgangslage an. Im Mittelpunkt der weiteren Betrachtungen stehen dann Fragen der Wirtschaftlichkeit mit einem besonderen Blick auf den Einsatz von Kraftstoffen. Denn zunehmend stringentere Vorgaben zur Emissionsreduzierung könnten zukünftig einen großen Einfluss auf den Erfolg einer solchen Fährverbindung ausüben. Im Ergebnis konnte ein Portfolio der Kraftstoffoptionen aufgezeigt werden, die unter Berücksichtigung der Transportaufgabe, der technologischen Reife, der regionalen Verfügbarkeit, möglicher Umwelteinflüsse und voraussichtlich entstehender Kosten für den Neubau einer Fähre zu empfehlen sind.
Initiatoren der Untersuchung sind die Landkreise Cuxhaven und Dithmarschen sowie die Städte Cuxhaven und Brunsbüttel. Federführend für die Initiatoren übernahm die Stadt Brunsbüttel, unterstützt von der Entwicklungsgesellschaft Westholstein mbH, die Organisation und Abwicklung der Studie. Mit Ramboll Deutschland GmbH konnte ein fachlich anerkannter Gutachter gewonnen werden. Die Studie wird zudem kofinanziert mit Mitteln aus dem „Landesprogramm ländlicher Raum“ des Landes Schleswig-Holstein.
„Für den Wohn- und Wirtschaftsstandort Brunsbüttel ist diese Studie ein wichtiger Etappenschritt zur Wiedereinrichtung der Fährverbindung nach Cuxhaven. Wir freuen uns, dass wir auch seitens der Arge Maritime Landschaft Unterelbe und der LAG AktivRegion Dithmarschen e. V. bei der Finanzierung unserer Untersuchung unterstützt wurden“, bedankt sich Bürgermeister Martin Schmedtje. Dies zeige, dass es in der Region einen großen Rückhalt für diese Fährverbindung gibt.
Uwe Santjer, Oberbürgermeister der Stadt Cuxhaven, bestätigt, „dass nicht nur die Einwohner und die Wirtschaft in Cuxhaven von einer getakteten Verbindung über die Elbe partizipieren. Auch für den nachhaltigen Tourismus in der Region eröffnen sich damit zusätzliche Perspektiven.“ Die nun vorliegende Studie berücksichtigt dies, indem auch der Einsatz und die Verfügbarkeit von alternativen Kraftstoffen bewertet wurden.
„Die Ansiedlung des schwedischen Konzerns Northvolt bei Heide wirkt sich direkt auf die gesamte Westküste aus – kreis- und länderübergreifend. Daher ist eine nachhaltige Fährlinie zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel ein wichtiger Baustein, um die Verkehrsinfrastruktur der Elberegion zu stärken“, so Thorben Schütt, Landrat des Kreises Dithmarschen. „Das kann auch den Wissenstransfer zwischen unseren Landkreisen fördern, beispielsweise im Rahmen der Arbeit der Fachhochschule Westküste“, führt er weiter aus.
Thorsten Krüger, Landrat des Landkreises Cuxhaven, erhofft sich durch eine Wiedereinführung der Fährverbindung ein schnelleres Zusammenwachsen der beiden Regionen. „Damit würden wir aus einer Randlage in unseren Bundesländern und der Metropolregion Hamburg herausrücken und die Potenziale beider Elbseiten für eine dynamische Entwicklung verbinden. Klar ist, dass der Fährbetrieb langfristig wirtschaftlich betrieben werden muss,“ bekräftigt er.
„Der größte Industriestandort des Landes Schleswig-Holstein, der ChemCoast Park Brunsbüttel, könnte sich dabei insbesondere durch seine Entwicklung hin zu einem nachhaltigen Industrie- und Energiestandort einbringen“, schlägt Bürgermeister Schmedtje vor. In der Vergangenheit übernahm die Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven bereits eine Schrittmacherfunktion, als Transporte von und zum Standort über die Elbe abgewickelt werden konnten.
„Ein langfristig wirtschaftlich erfolgreicher Betrieb der Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven hängt nicht nur von einer belastbaren Transportnachfrage, sondern maßgeblich auch von einem vorausschauenden Blick auf die Transportkostenbestandteile ab. Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen konsultierten Akteuren aus der Region, die uns mit ihrer betrieblichen und Vor-Ort-Expertise engagiert unterstützt haben. Der Einsatz der Akteure un-termauert die Bedeutung der Fährverbindung für beide Elbseiten“, fasst Thomas Rust, Ramboll Deutschland GmbH, die Ergebnisse seiner Untersuchung zusammen.
Einig sind sich alle Partner der Studie, dass eine Verbindung beider Elbseiten nur auf Dauer Bestand haben wird, wenn ein wirtschaftlicher Betrieb der Fähre sichergestellt werden kann. Wesentliche Faktoren dafür sind neben den Schiffen die zum Antrieb einsetzbaren Kraftstoffe. Mit Blick auf die regulatorisch festgelegten zukünftigen Anforderungen an die Senkung der Emissionen des Verkehrssektors sollte dies in den Planungen berücksichtigt werden. Mit der Studie gäbe es für potenzielle Betreiber einer Fährverbindung zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel nun eine Grundlage dafür, die die Initiatoren des Papiers gerne zur Verfügung stellen.
Zusammenfassung der Studie
Im Zuge der Studie wurde die Realisierbarkeit einer Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit untersucht. Dabei wurden die zu erfüllende Transportaufgabe, die Rahmenbedingungen eines möglichen Fahrtprofils sowie zukünftig zu erwartende Anforderungen an die Emissionen des Fährbetriebes und die daraus resultierenden Varianten von Kraftstoff-Antrieb-Kombinationen betrachtet.
Es wurde festgestellt, dass lokal eine gute Verfügbarkeit einer breiten Palette alternativer Kraftstoffe zu erwarten ist. Unter Berücksichtigung der technologischen Reife der Antriebssysteme, der regulatorischen Rahmenbedingungen und möglicher umweltrelevante Einflüsse sind insbesondere Bio- und E-Methanol, E-Wasserstoff, MDO-Äquivalente (E- & Bio-Diesel) sowie Bio- und E-LNG als mögliche Kraftstoffoptionen zu empfehlen. Brennstoffzellen (wo möglich) weisen gegenüber dem Verbrennungsmotor im Betrieb tendenziell vorteilhaftere umweltbilanzielle Eigenschaften auf, sind aber in der techno-ökonomischen Reife und Marktverfügbarkeit noch unzureichend entwickelt.
Für die anschließende Bewertung der Wirtschaftlichkeit dieser Varianten wurden indikative Neubau- und Finanzierungskosten für entsprechende Schiffe, zu erwartende Kosten für Kraftstoff und Besatzung sowie weitere Betriebskostenbestandteile kalkuliert. Als günstigste Variante wurde der Einsatz von Bio-Diesel, gefolgt von Bio-LNG und Bio-Methanol identifiziert. Es wird erwartet, dass bei den strombasiert erzeugten Schiffskraftstoffen der Einsatz von E-Wasserstoff mit den geringsten Gesamtkosten einhergeht. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass das Investitionsvolumen durch den Erwerb eines Bestandsschiffes deutlich reduziert wird, langfristig hier jedoch mit Folgeinvestitionen oder/und hohen Betriebskosten zu rechnen ist.
Ansprechpartner:
Roy Kühnast
Entwicklungsgesellschaft Westholstein mbH
Elbehafen
25541 Brunsbüttel
info(at)eg-westholstein.de
Projektpartner der Studie (alph.):
Kreis Dithmarschen
Landkreis Cuxhaven
Stadt Brunsbüttel
Stadt Cuxhaven
Weitere Kooperationspartner der Studie (alph.):
Agentur für Wirtschaftsförderung Cuxhaven
Arge Maritime Landschaft Unterelbe GbR
Entwicklungsgesellschaft Westholstein mbH
Copyright: Brian Thode